„Ein defekter Öl- oder Gaskessel kann in den allermeisten Fällen auch in unsanierten Bestandsgebäuden problemlos durch eine Wärmepumpe ersetzt werden“, erläutert Prof. Dr. Michael Schaub vom Fachbereich Energieeffiziente Gebäudetechnik der Hochschule Coburg. „Das ist erst seit einigen Jahren der Fall, nämlich seitdem Wärmepumpen mit dem Kältemittel Propan verfügbar sind. Diese können auch ausreichend hohe Temperaturen für den Weiterbetrieb von Heizkörpern liefern“.
Die weit verbreitete Meinung, dass eine Wärmepumpe nur mit einer Fußbodenheizung effizient arbeiten kann, ist überholt. Bei sehr großen Gebäuden kann als Übergangslösung ein Hybridsystem, also eine Wärmepumpe in Kombination mit einem Öl- oder Gaskessel, eingesetzt werden. Die Wärmepumpe übernimmt dann etwa zwei Drittel der Heizleistung, der Heizkessel ergänzt an sehr kalten Tagen. Dies schafft Zeit, um die Gebäudesanierung nachzuholen und den Heizkessel danach abzuschalten.
Die Preise für Wärmepumpen waren in den letzten zwei Jahren starken Schwankungen unterworfen. Für typische Einfamilienhäuser liegen die Angebotspreise je nach Region und Produkt derzeit häufig zwischen 35.000 und 45.000 Euro. Bei selbstgenutztem Wohneigentum reduziert sich dies in den meisten Fällen um den Förderbetrag von derzeit 16.500 Euro. Für Geringverdiener sind derzeit bis zu 21.000 Euro möglich. Bei Mehrfamilienhäusern hängt die Förderhöhe unter anderem von der Anzahl der Wohneinheiten ab.
Im Jahr 2024 wurden in Deutschland rund 46 Prozent weniger Wärmeerzeuger aller Art verkauft als im Vorjahr. Allerdings war das Vorjahr ein Ausnahmejahr. Auch in den Corona-Jahren war der Absatz ungewöhnlich hoch. Der Heizungsmarkt in Deutschland ist im Wesentlichen ein Austauschmarkt, das heißt, defekte Geräte werden ersetzt. Das waren in den letzten zehn Jahren immer rund 700 Tausend Stück pro Jahr, 2023 waren es 1,3 Millionen Stück. Im Jahr 2024 werden es wieder gut 700 Tausend Stück sein. Es findet also eher eine Normalisierung statt. Der Anteil der Wärmepumpen liegt inzwischen bei rund 27 Prozent. Davon entfallen etwa zwei Drittel auf den Gebäudebestand.
Viele Hausbesitzer zögern ihre Entscheidung hinaus, weil Wärmepumpen Strom benötigen, der in Deutschland derzeit etwa dreimal so teuer ist wie Gas. Dies schmälert den Effizienzvorteil der Wärmepumpe im unsanierten oder teilsanierten Gebäudebestand, so dass die Betriebskosten in etwa gleich bleiben. Ein wesentlicher Grund dafür ist das Merit-Order-Prinzip, ein europaweites Steuerungsinstrument für die Strompreisbildung an der Börse. Dabei bestimmt das teuerste zugeschaltete Kraftwerk – in der Regel ein Gaskraftwerk – den Preis für die gesamte Strommenge.
Die Zukunft der Energieversorgung ist Strom aus Windkraft und Photovoltaik. Sie verursachen keine Brennstoffkosten und erzeugen Energie etwa zwei- bis sechsmal günstiger als thermische Kraftwerke. Zudem ist eine dezentrale Struktur des Stromnetzes robuster. Grüner Strom ist langfristig der einzige Weg zu bezahlbaren Strompreisen und damit zum Erhalt von industrieller Wertschöpfung und Wohlstand. Schleswig-Holstein setzt seit Jahren auf Windenergie und ist für die Zukunft gerüstet. Für die Energiewende ist nun der Netzausbau ein zentraler Baustein und zugleich eine Herkulesaufgabe, die nur politisch gelöst werden kann.
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