Sichtbares Zeichen für die Beliebtheit von Fahrrädern sind die während der Pandemie neu entstandenen Pop-up-Radwege. Sie weisen in grellen Farben auf den Vorrang der Fahrradfahrer gegenüber dem Auto hin und sollen für mehr Platz und Sicherheit sorgen. „Die Zeit war für den Radverkehr nie so günstig“, lautet die Einschätzung von Tilman Bracher, Leiter des Forschungsbereichs Mobilität am Deutschen Institut für Urbanistik (Difu).
Die Verkehrswende ist notwendig, weil die Städte im Autoverkehr ersticken. Dazu das Umweltbundesamt: „Fahrradfahren ist schnell, gesund, umweltfreundlich, klimaschonend, günstig, angesagt und förderungswürdig. Bis zu 30 Prozent der Autofahrten können durch das Fahrrad ersetzt werden.“ Doch die Wende geht bislang sehr langsam voran.
Die Fördermittel des Bundesverkehrsministeriums für die Jahre 2020 bis 2023 betragen 1,4 Mrd. Euro. Am Geld allein liegt es aber nicht, vielerorts fehlt es an umsetzbaren Projekten, Personal oder notwendigen Eigenmitteln der Kommunen. Auch das Straßenverkehrsrecht und andere Normen blockieren Veränderungen, die dem Radverkehr Vorrang vor dem Autoverkehrs einräumen und den Wandel einleiten könnten.
Um den Anteil des Radverkehrs zu erhöhen, müssen Bund, Länder und Kommunen zusammenwirken. Kommunen können den Radverkehr punktuell verbessern, ganze Quartiere fahrradfreundlich gestalten oder eigene Fahrradstraßen einrichten.
Die Landeshauptstadt Kiel gilt als fahrradfreundlichste Stadt Schleswig-Holsteins. Mit den Velorouten wurden wichtige, schnelle und sichere Fahrrad-Korridore geschaffen. Die Veloroute 10 ist ein Vorzeigeprojekt: Sie nutzt eine stillgelegte Bahntrasse und verbindet die Universität im Westen mit dem CITTI-Park im Süden. Die Veloroute 3 verläuft zwischen dem im Norden gelegenen Stadtteil Suchsdorf quer durch die Stadt bis an die Förde bei Düsternbrook. Das Bikesharing System SprottenFlotte wird von Einheimischen und Touristen gleichermaßen genutzt. Mobilitätsstationen zur Vernetzung von Verkehrsmitteln sollen in der KielRegion das Umsteigen von einem Fahrzeug auf ein anderes erleichtern.
Die Difu-Veröffentlichung zum Thema „Radverkehr und Verkehrswende. Eine Geschichte von Gegenwind und Rückenwind“ erläutert, wie der starke Fokus auf das Auto in der aktuellen Straßenverkehrsordnung zustande kam. Darin machen die Forscher deutlich, warum eine Stärkung des Radverkehrs nicht ausreichen wird, solange der Autoverkehr seine Privilegien behält. Die Publikation zeichnet nach, wie der Radverkehr von heute aus den Entscheidungen von gestern entstanden ist und was das für das zukünftige Handeln bedeutet. Mehr Informationen auf difu.de unter Mobilität.
Die Verkehrswende ist mit deutlichen Chancen für bessere Wohn- und Lebensbedingungen verbunden. Weniger Lärm, Schmutz und saubere Luft sorgen für eine höhere Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum sowie im Quartier und tragen deutlich zu mehr Wohlbefinden bei.
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